Pressemitteilung von IPPNW und DAKJ vom 7.7.2015

IPPNW und DAKJ kritisieren Praxis zur medizinischen Alterseinschätzung

Minderjährige Flüchtlinge am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

07.07.2015 Die IPPNW und die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) haben in einem Schreiben an das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) die dortige Praxis zur medizinischen Alterseinschätzung als "medizinethisch äußerst bedenklich" kritisiert. Nach Auskunft des Hamburger Senats werden am UKE unbegleitete junge Flüchtlinge zur Altersbestimmung geröntgt, wobei Computertomografen zum Einsatz kommen können, was mit einer besonders hohen Strahlenbelastung einhergeht. Darüber hinaus werden äußere Geschlechtsorgane untersucht und gegebenenfalls fotografisch dokumentiert.

"Es gibt für diese Untersuchungen durch Ärzte, insbesondere für die Anwendung von ionisierenden Strahlen, keine medizinische Indikation. Eine Einwilligung der Betroffenen in diese Untersuchungsmethoden muss a priori als fragwürdig angesehen werden", heißt es in dem Schreiben der IPPNW-Vorsitzenden Susanne Grabenhorst und der Stellv. Generalsekretärin der DAKJ Dr. Elke Jäger-Roman an den Ärztlichen Direktor des Universitätsklinikums Prof. Dr. Göke, den Dekan Prof. Dr. Dr. Koch-Gromus sowie den Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie Prof. Adam und die Leiterin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Prof. Muntau. Die Ärzteorganisationen haben die Klinikleitung gebeten, sich nachdrücklich dafür einzusetzen, dass sich Ärzte und Ärztinnen des Klinikums im Umgang mit jungen Flüchtlingen auf ihre ärztlichen Aufgaben beschränken und sich nicht als Hilfsorgane der Asylbehörden betätigen.

In der sogenannten "Berliner Erklärung" hatten die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin und die IPPNW am 1. Juli 2015 die Einhaltung der körperlichen und psychischen Unversehrtheit und die Wahrung der Menschenwürde der jungen Flüchtlinge bei allen Maßnahmen zur Alterseinschätzung gefordert. Die biologische Reife  im Verhältnis zum chronologischen Alter weise eine hohe Schwankungsbreite auf und würde häufig falsch interpretiert, sodass auf ihrer Basis Altersschätzungen sehr ungenau seien.

Die Berliner Erklärung "Grundrechte und Hilfebedarf minderjähriger Flüchtlinge in den Mittelpunkt stellen" finden Sie unter http://www.kurzlink.de/young-refugees

Kontakt:
Angelika Wilmen, Pressesprecherin, Tel. 030-69 80 74-15, Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), Körtestr. 10, 10967 Berlin, Email: wilmen@ippnw.de, www.ippnw.de
Dr. Elke Jäger-Roman, stellvertretende Generalsekretärin der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) e.V.
Telefon 030-400 05 88-0, kontakt@dakj.de, www.dakj.de


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