Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW verurteilt den Beschluss der britischen Regierung, panzerbrechende Uranmunition (Depleted Uranium, DU) in die Ukraine zu liefern. Durch den Einsatz von DU entstehen zusätzlich weitreichende und anhaltende Umwelt- und Gesundheitsschäden für die Menschen, die bereits unter dem Krieg leiden. Die Ärzt*innenorganisation appelliert an die Bundesregierung, auf Großbritannien und die Ukraine einzuwirken mit dem Ziel, auf die Ausfuhr von Uranmunition zu verzichten. Experten gehen davon aus, daß auch die russische Armee über panzerbrechende Munition verfügt. Die IPPNW fordert alle Staaten auf, auf den Einsatz solcher Munition zu verzichten.*
DU schädigt das Leben auf zweifache Weise: Als Schwermetall ist es ein chemisches Zellgift, als Alphastrahler verursacht es radioaktive Schäden. Beide Wirkungen potenzieren sich. Der Einsatz dieser Munition führt zu toxischen und radiologischen Langzeitschäden. Italien hat im Jahr 2009 den kausalen Zusammenhang von DU-Munition und bestimmten Krebserkrankungen anerkannt und 30 Millionen Euro als Wiedergutmachungsfonds für kranke Soldaten bereitgestellt.
„Munition mit abgereicherten Uran wurde in den Balkan-Kriegen, im Kosovo-Krieg und in den beiden Irakkriegen 1991 und 2003 eingesetzt. Es kam zu einem Anstieg der Fehlbildungen, sowie Krebs bei Kindern und Erwachsenen. Die Ukraine sollte nicht zulassen, dass Soldaten und Zivilbevölkerung im eigenen Land durch den Einsatz von DU-Munition langfristigen Gesundheits- und Umweltschäden ausgesetzt werden“, so die IPPNW-Vorsitzende Dr. med. Angelika Claußen.
Abgereichertes Uran entsteht bei der Anreicherung von Kernbrennstoff für Atomkraftwerke und von waffenfähigem Uran für Atombomben. Weltweit nutzen Militär und Rüstungsfirmen Waffen mit Uranmunition, zum Beispiel um Panzer zu zerstören oder Bunker zu sprengen. Unter anderem besitzen die USA, Großbritannien, Frankreich, Russland, Griechenland, die Türkei, Israel, Pakistan, Saudi-Arabien und Thailand diese Waffen.
„Bei der Explosion von Uranmunition bildet sich ein Aerosol mit Partikelgrößen im Nano-Bereich. Diese Partikel gelangen durch Einatmen, durch Aufnahme mit dem Wasser oder Nahrungsmitteln, aber auch über Wunden in den menschlichen Körper. Das Uran-Aerosol kann durch den Wind weiträumig verteilt werden. Im Blut gelöstes DU wird in wenigen Tagen über die Nieren ausgeschieden, aber im Skelett eingelagerte Uranpartikel liegen dort jahrelang und bestrahlen die umliegenden Zellen mit Alpha-Teilchen. Das verursacht Knochentumore und Leukämie. Eingeatmete Uranpartikel werden in der Lunge abgekapselt oder in regionale Lymphknoten transportiert, wo sie dauerhaft verbleiben und Krebs erzeugen können“, erklärt Claußen.
Die gesundheitlichen Schädigungen durch Uranmunition für Zivilbevölkerung, Soldaten und Umwelt sind nach Ansicht der IPPNW so gravierend, dass sie international geächtet werden muss.
Den Report „Die gesundheitlichen Folgen von Uranmunition – Die gesellschaftliche Debatte um den Einsatz einer umstrittenen Waffe“ der internationalen Ärzt*innenorganisation IPPNW in Zusammenarbeit mit der International Coalition to Ban Uranium Weapons (ICBUW), finden Sie unter https://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/IPPNW_ICBUW_Report_DU_Munition_2012.pdf
* In der ersten Fassung der Presseerklärung kritisierte die IPPNW den angeblichen Einsatz von DU durch die russische Armee. Dies lässt sich nach unserer erweiterten Recherche jedoch nicht sicher belegen. Daher die Korrektur.
Kontakt:
Lara-Marie Krauße, IPPNW-Pressesprecherin, Tel. 030 / 69 80 74 15, Email: krausse[at]ippnw.de
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